Inzwischen arbeitet Voys seit gut einem Monat holokratisch. Die Einführung der Holokratie stellt für viele Unternehmen einen großen Eingriff dar, deshalb waren wir auch so neugierig, ob dies bei uns auch so ist. Nach zahlreichen Arbeits- und Rollenbesprechungen ziehen wir eine Zwischenbilanz. Was halten wir davon?
Holokratie ist ein Organisationsmodell, das von immer mehr Unternehmen genutzt wird. In diesem Modell sind Mitarbeiter für ihre Tätigkeiten vollständig selbst verantwortlich. Innerhalb der eigenen „Rollen“ ist jeder Unternehmer. Auch hier gibt es (wie im Voys-Modell) keine Führungskräfte. Das Modell unterscheidet sich vor allem bei Besprechungen: Es gibt keine endlosen Meetings, sondern Mitarbeiter, die Probleme benennen und gleich nach einer praktischen Lösung suchen.
Vor einigen Wochen habe ich darüber geschrieben, weshalb wir als Unternehmen Holokratie zusätzlich zum Voys-Modell einführen möchten (siehe Holokratie und das Voys-Modell). Anschließend bin ich in den Urlaub gefahren und habe daher die ersten drei Wochen verpasst.
Ich kam gut erholt aus dem Urlaub zurück und bemerkte schnell, dass mir in der Glassfrog-Software, in der alles über die holokratische Voys-Struktur festgehalten wird, die Rollen „Orakeldrache“ und „Pacman“ zugewiesen waren. Meine Kollegen sprachen eine andere Sprache, denn sie schienen mit Wörtern wie „Lead Link“, „Facilitator“, „Rollenbesprechung“ und „Rep Link“ bereits vertraut zu sein.
Ganz klar: Wo erst noch scherzhaft von „YoloCrazy“ die Rede war, waren wir ernsthaft mit der Umsetzung dieses neuen Organisationsmodells begonnen. Höchste Zeit, unsere ersten Erfahrungen zu teilen.
In kurzer Zeit hat sich viel verändert. Es gibt neue Besprechungsformen, neue Rollen und einen neuen Wortschatz. Vor allem die neuen Besprechungsformen sorgen für Unklarheiten. Wann darf man auf etwas reagieren und wann nicht, wo bringt man welches Thema unter?
Voys besteht jetzt aus vier Kreisen und 67 Rollen und es werden jede Woche mehr. Die Rollen sind anfangs noch etwas abstrakt. Da Mitarbeiter immer mehr Verantwortlichkeiten hinzufügen oder entfernen, entsteht eine deutliche Arbeitsstruktur auf der Grundlage dieser Rollen. Auch jetzt sehen wir eine Rolle noch als Person, einfach weil diese Person eine bestimmte Tätigkeit immer ausgeführt hat. Allmählich wächst die Erkenntnis, dass Rollen keine Personen sind, sondern eine detaillierte Beschreibung des Verantwortungsbereichs der Person, die diese Rolle innehat.
Unser Ziel: Die Welt (der Telekommunikation) schöner machen
Es scheint mittlerweile ein Sport zu sein, den Rollenoriginelle Bezeichnungen zu geben. „Der Putzdienst“ ist dafür verantwortlich, Freedom und unser CRM-System in Ordnung zu halten. Der „Online-Anschlussguru“ ist für Anschlüsse und den Kontakt mit Menschen, die sich online anschließen, verantwortlich. Ich selbst bin „Packman“, der alle Telefone konfiguriert und diese in Paketen an unsere Kunden schickt.
Die Dienstage sind für Arbeits- und Rollenbesprechungen der verschiedenen Cirkel reserviert. Es gibt viele Besprechungen, die momentan noch viel Zeit und Energie kosten. Wir legen sie aus praktischen Gründen auf einen Tag, denn dann ist unser Holokratie- Coach Diederich Janse bei uns um bei der Umsetzung der „Spielregeln“ und Einhaltung der Abläufe zu unterstützen.
Auch wenn wir erst seit fünf Wochen auf diese Weise arbeiten, werden erste Veränderungen bereits von Mitarbeitern positiv bewertet:
„Ich finde es vor allem gut, dass Holokratie die Rollen und Verantwortlichkeiten verdeutlicht und dass dadurch Handlungen und Projekte für alle klar werden.“ – Floor
„Aufgrund klaret Regeln sind die Besprechungen effizient, in denen nur konkrete Hindernisse besprochen werden. Auf diese Weise werden die Besprechungen immer kürzer und besser.“ – Karlien
„Es ist toll zu sehen, wie die Organisation letztlich mehr Struktur bekommt, ohne dass die bereits im Voys-Modell vorhandenen Freiheiten beeinträchtigt werden.“ – Tom
„Nach fünf Arbeitsbesprechungen und drei Rollenbesprechungen muss ich sagen, dass ich mich langsam daran gewöhnt habe. Es nimmt immer konkretere Formen an und ich denke, dass wir damit viel Erfolg haben können.“ – Steffie