Programmieren mit KI: Clever Schummeln

Ich habe bereits geschrieben, dass ich in einer Woche ein Produkt gebaut habe, für das man im regulären Entwicklungsprozess ein Jahr gebraucht hätte. Ich sollte aber zugeben: Ich habe ziemlich viel geschummelt.

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Mark Vletter
16 Oktober 2025
5 min

Ich habe das Organisationswissen genutzt, das wir in den letzten zwanzig Jahren aufgebaut haben, um das so schnell zu erreichen. Und die Lektionen, die Du daraus ziehen kannst, helfen Dir dabei, KI-Programmierung effektiv anzugehen.

Außerdem verfüge ich über zwanzig Jahre Erfahrung in der Produktentwicklung. Und ich kann selbst Code schreiben. So erkenne ich, wenn KI-gesteuerte Codegenerierung oder der Denkprozess der KI in die falsche Richtung geht. Das passiert ziemlich oft beim Programmieren mit KI.

Der dritte Schummler-Trick war, dass ich hochmoderne Technologien genutzt habe, damit die KI selbst programmieren und testen konnte. Schließlich hatte ich das unglaubliche Glück, dass wir bei Voys schon viel darüber gelernt haben, wie wir Software entwickeln (wollen). Von der Architektur über testbaren Code bis hin zu den Programmierprinzipien: Alles ist dokumentiert. Diese Dokumentation habe ich zunächst der KI gefüttert, damit sie das Projekt genau so aufbaut, wie wir es in unserer Organisation tun würden, einschließlich aller Erfahrungen der letzten Jahre.

Programmieren mit KI wird auch als Vibe-Coding bezeichnet. Ich fand es spannend, die effektive Art des Programmierens mit KI in einem VIBE-Framework festzuhalten.

programmeren met ai

Das VIBE-Framework für effektive KI-Programmierung

Vision und Pragmatismus

Starte jedes Projekt mit einer ehrgeizigen Vision, aber setze sie pragmatisch um.

Es ist ganz einfach, mit KI ständig neue Funktionen hinzuzufügen. Doch ohne klare Vision entstehen schnell beliebige Funktionen. Hier kommt der Pragmatismus ins Spiel: Baue ein produktionsreifes System, bei dem jede Funktion einen echten Mehrwert zur Produktvision bietet.

Bevor Du mit der Produktentwicklung beginnst, solltest Du besprechen, was das Produkt werden könnte. Denk frühzeitig über das volle Potenzial Deines Produkts nach und übersetze das in pragmatische Schritte: Was brauchen wir jetzt? Baue schrittweise auf und plane regelmäßige Check-ins, um sicherzustellen, ob Du echte oder vermeintliche Probleme löst.

Tipp: Teste jedes hinzugefügte Teil, ob es tut, was es soll. Ich habe oft gedacht, ein Baustein sei fertig, nur um später festzustellen, dass es noch Lücken in der Implementierung gab. Solche Fehler am Ende zu beheben, obwohl man dachte man sei fast fertig, dauert oft viel länger.

Iterieren

Arbeite in kleinen, validierten Iterationen.

KI ermöglicht unglaublich schnelle Entwicklungszyklen. Das Risiko dabei: Du lernst „im Code“. Dabei kannst Du mit der KI trainieren, Deine Gedanken validieren und Feedback von der KI einholen, bevor Du überhaupt eine Zeile Code schreibst. Wenn Du das richtig nutzt, findest du schneller die besten Lösungen.

Denn das Denken im Code ist teuer. KI gerät schnell ins Stocken, wenn man die Anzahl der Aktionen erhöht, ohne dabei grundlegend zu denken. Also: Erst „gemeinsam“ denken, dann „gemeinsam“ handeln.

Halte diesen Denkprozess fest, z.B. in Arbeitsdokumenten oder im Speicher der KI. Nutze diese Dokumentation nicht nur, um zu erklären, was Du gebaut hast, sondern auch, um selbst zu verstehen, warum. Schreiben fördert klares Denken.

Ich habe intensiv mit Feature-Dokumenten gearbeitet. Eine neue Funktion umfasste immer die folgenden Schritte:

  • Gemeinsam das Problem untersuchen
  • Dokumentieren:
    • Welche Dateien sind betroffen?
    • Wie soll es funktionieren?
    • Wie sieht das Frontend aus?
  • Das Dokument als Entwicklungs- und Fortschrittsplan nutzen

Dies verhindert, dass die KI „zu enthusiastisch“ los programmiert und zwingt Dich, im Voraus kritische Fragen zu stellen.

Komplexität balancieren

KISS: Keep it simple, stupid.

KI kann komplexe Muster unglaublich schnell umsetzen, was Over-Engineering sehr verlockend macht. Ehe Du Dich versiehst, hat Dein schlichtes Projekt einen Enterprise- Login. Du kannst die KI also regelmäßig fragen: „Was ist der einfachste Ansatz, der funktioniert?“

Ein gutes Beispiel: Ich habe über sechs Stunden damit verbracht, ein komplexes Dependency-Injection -System zu debuggen, das keinen echten Mehrwert brachte. Ein einfaches Factory-Pattern löste die gleichen Probleme mit 70% weniger Code und deutlich besserer Wartbarkeit.

Halte es also klein. KI verkompliziert Projekte schnell. Arbeite an sehr kleinen Proofs of Concept in isolierten Dateien. Sobald jedes kleine Konzept funktioniert, kombinierst Du sie zu einem Ganzen. Die Frage: „Würde ein Junior-Entwickler das verstehen?“ ist unglaublich hilfreich.

Evolutionsbewusste Architektur

Baue für die Anforderungen von heute und mit Blick auf die Erweiterbarkeit von morgen.

Wenn Du nicht aufpasst, läuft Deine KI-Entwicklung zu schnell und Architekturentscheidungen werden implizit getroffen. Ohne bewusste Architektur endet dies jedoch in unhaltbarer Komplexität. Dies gilt auch für KI.

Überlege also im Voraus:

  • Clean Architecture: Trennung der Geschäftslogik von Frameworks und Infrastruktur
  • Factory Pattern: erleichtert den Austausch oder die Erweiterung von Diensten
  • Graceful Degradation: Optionale Dienste beeinträchtigen die Kernfunktionalität nicht
  • Production-First Mindset: Denk an Sicherheit, Datenschutz durch Design, Überwachung, Testbarkeit und Wartbarkeit von Tag eins an

Das klingt alles sehr komplex, aber die KI kennt den Inhalt aller guten Bücher über die Prinzipien. Wenn Du ihr vorher die richtigen Fragen stellst, erstellt sie den perfekten Prompt, auf den sie sich bei jeder Sitzung stützt. So werden diese Prinzipien zum Standard.

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Der wahre Vorteil der KI-Programmierung: bessere Zusammenarbeit

Was ich an diesem Prozess am meisten schätze, ist nicht die Geschwindigkeit, sondern wie die Zusammenarbeit mit der KI mich dazu zwang, genauer darüber nachzudenken, was ich eigentlich erreichen wollte. Die KI stellt Fragen, die ich sonst überspringen würde. Sie fragt nach Edge Cases, die ich sonst vergessen würde, und zwingt mich, klar zu erklären, was ich meine.

Das macht Programmieren mit KI nicht nur schneller, sondern auch besser. Und das ist cleveres Schummeln: KI nutzen, um ein besserer Entwickler zu werden.

Das VIBE-Framework hat mir geholfen, nicht nur schneller, sondern auch bewusster zu entwickeln. Und das ist letztendlich viel wertvoller als die eine Woche, die ich in ein ganzes Jahr Arbeit hinein gequetscht habe. Denn ich kann die gewonnenen Erkenntnisse nun auf alle zukünftigen Projekte anwenden.

Also ja, ich habe geschummelt. Aber ich habe wertvolle Erkenntnisse gewonnen, die ich gerne teile, damit auch Du davon profitierst.

Blogreihe „Programmieren mit KI”

Dies ist der zweite Artikel einer vierteiligen Reihe über das Programmieren mit KI. Die anderen Artikel kannst Du über die unten stehenden Links lesen:

Weitere Informationen:

Was ist VoIP? – Erklärung und Vorteile von Voice over IP – Erfahre, wie VoIP funktioniert und welche Vorteile es für Unternehmen und Telearbeiter bietet.
Produktübersicht von Voys – Entdecke die VoIP-Lösungen von Voys und finde den perfekten Plan für Dein Home Office.
Funktionen & Tarife – Informiere Dich über alle Funktionen und Tarife, die für VoIP-Telefonie verfügbar sind.

Wenn Du VoIP-Telefonie für die smartesten Unternehmen in Deutschland in Deine täglichen Arbeitsabläufe einbindest, kannst Du deine Remote-Arbeitserfahrung auf die nächste Stufe heben und sicherstellen, dass Du immer erreichbar und bereit bist neue Herausforderungen anzunehmen.